
Welternährungstag: Millionen Kinder sind weltweit vom Hungertod bedroht
Weltweit leiden 43 Millionen Kinder unter fünf Jahren an akuter Mangelernährung. Besonders dramatisch ist die Lage im Sudan, wo Krieg eine Hungersnot anheizt. Der Klimawandel verstärkt die Ernährungskrise zusätzlich – wie das Beispiel Madagaskar zeigt.
Die Zahlen sind erschreckend: 43 Millionen Kinder unter fünf Jahren sind weltweit akut mangelernährt, weitere 150 Millionen leiden an chronischer Mangelernährung. Besonders verheerend ist die Situation in Kriegsgebieten wie dem Sudan und in Regionen, die bereits stark vom Klimawandel betroffen sind, wie Madagaskar.
Als akut mangelernährt, gelten Kinder, deren Körpergewicht unter 80 Prozent des für ihr Alter angemessenen Gewichts liegt. Das Risiko, dass ein schwer mangelernährtes Kind stirbt, ist neunmal so hoch wie bei einem gesunden Kind.
Sudan: Krieg verschärft die Ernährungslage
Im Sudan spitzt sich die Ernährungslage dramatisch zu. Mehr als 15 Millionen Kinder benötigen dort dringend humanitäre Hilfe. Bereits im August 2024 wurde offiziell eine Hungersnot im Vertriebenencamp ZamZam in Nord-Darfur ausgerufen.
Die Zahlen verdeutlichen das rasante Fortschreiten der Krise: Zwischen Januar und Mai 2025 stieg die Zahl der Kinder, die in der Region Darfur wegen schwerer akuter Mangelernährung behandelt wurden, um 46 Prozent an.
"Kinder in Darfur werden durch den Konflikt ausgehungert und sind vom lebensrettenden Zugang zu Hilfe abgeschnitten", sagt Sheldon Yett, Leiter der UNICEF-Hilfe im Sudan.
Der Krieg hat den normalen Ablauf der Erntezeit völlig gestört. Viele Menschen, die in der Landwirtschaft tätig waren, mussten fliehen und ihre Felder zurücklassen. Gleichzeitig führen bewaffnete Konflikte dazu, dass Böden durch Kampfmittel verseucht und damit unbrauchbar werden.
Klimawandel als "Riesenproblem": Das Beispiel Madagaskar
Während im Sudan der Krieg die Ernährungskrise befeuert, zeigt Madagaskar, wie der Klimawandel zur Mangelernährung beiträgt. Laut einem UNICEF-Klimawandel-Bericht von 2021 liegt Madagaskar auf Platz 10 weltweit, wo Kinder am meisten unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden.
"Hier erhöht sich die Temperatur schneller als im globalen Vergleich und das ist ein Riesenproblem. Es gibt bereits eine 0,35 Grad Erhöhung der Temperatur pro Jahrzehnt", erklärt Anneleen Van Uffelen, Klima- und Umweltexpertin bei UNICEF Madagaskar.
Über 80 Prozent der Bevölkerung in Madagaskar leben unter der Armutsgrenze. Besonders im Süden des Landes führen anhaltende Dürreperioden dazu, dass Ernten verdorren und Familien ihre Kinder aus der Schule nehmen müssen, damit sie bei der Arbeit helfen.

Sizamena mit ihrer Tochter Sambitano auf dem Arm - das kleine Mädchen verlor nach einer Infektion mit Malaria viel Gewicht. Sizamena bekam Hilfe in einem von UNICEF unterstützen Gesundheitszentrum, nicht weit entfernt von ihrem Haus. Bei unserem Besuch im Ecovillage luf sie uns in ihr Zuhause ein, um über die Situation im Dorf und die Mangelernährung ihrer Tochter zu sprechen.
© UNICEF/UNI658450/AndrianantenainaInnovative Lösungen im Ecovillage
Als Antwort auf die klimabedingten Herausforderungen hat UNICEF in Madagaskar das innovative Ecovillage-Programm entwickelt. Dabei werden Gemeinden mit einer Strom- und Wasserversorgung ausgestattet, die sich aus erneuerbaren Energien speist.
"Wir versuchen einen Wandel in der Dorfdynamik herbeizuführen, der gleichzeitig einen positiven Beitrag zur Umwelt und Klimaanpassung leistet und ein besseres Leben für die Kinder schafft", erläutert van Uffelen.
Wie mangelernährte Kinder gerettet werden können
Die gute Nachricht: Wird eine akute Mangelernährung rechtzeitig erkannt und behandelt, haben Kinder sehr gute Überlebenschancen. UNICEF setzt erfolgreich therapeutische Spezialnahrung ein, vor allem angereicherte Spezialmilch und Päckchen mit energiehaltiger Erdnusspaste.
Die Erdnusspaste enthält pro Päckchen 500 Kilokalorien und ist so zusammengesetzt, dass selbst extrem ausgezehrte Kinder sie essen, schlucken und verdauen können. Schon nach wenigen Tagen geht es den meisten Kindern damit deutlich besser.
Globale Herausforderung erfordert schnelles Handeln
Die Klimakrise verstärkt die weltweite Ernährungsunsicherheit zusätzlich. 99 Prozent aller Kinder weltweit sind mindestens einer Auswirkung des Klimawandels ausgesetzt, eine Milliarde Kinder gelten als extrem stark gefährdet.
2023 hat der UN-Kinderrechtsausschuss erstmalig das Aufwachsen in einer sauberen, gesunden und nachhaltigen Umwelt als Recht eines jeden Kindes bekräftigt. Trotz aller Herausforderungen gibt es Erfolge: 2024 erreichte UNICEF durch Nothilfe 251 Millionen Kinder unter fünf Jahren mit Früherkennungsdiensten zur Identifizierung von Mangelernährung.