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Mit Kindern über Krieg sprechen – 5 Tipps für Eltern


von Katharina Kesper_CvD

Krieg ist ein heikles Thema und oft verbunden mit verstörenden Bildern oder Informationen – besonders für Kinder. Wie sollten sich Eltern, Großeltern und andere verhalten und wie können sie Kindern Ängste nehmen? Kinderpsychiaterin und UNICEF-Komitee-Mitglied Dr. Schlüter-Müller gibt Tipps.

Wie erklärt man Kindern, was Krieg ist? Diese Frage stellen sich gerade viele Eltern. Kinder haben feine Sensoren und bekommen mit, dass gerade etwas Bedrohliches passiert, das viele Erwachsene in Angst und Sorge versetzt. Sie schnappen unweigerlich Begriffe und Bilder auf.

Ein offener und kindgerechter Umgang mit den vielen neuen Informationen ist jetzt wichtig. Kinderpsychiaterin und UNICEF-Komitee-Mitglied Dr. Schlüter-Müller gibt fünf Tipps.

Mit Kindern über Krieg sprechen: Kinderpsychitaterin Susanne Schlüter-Müller im Gespräch mit UNICEF

Dr. med. Susanne Schlüter-Müller ist Ärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Frankfurt.

© UNICEF/2018/Ressel

Tipp 1: Ehrlich reden und keinen Platz für Phantasien lassen

Die meisten Kinder merken, dass etwas passiert, was die Erwachsenen in Sorge versetzt und ängstigt. Nichts ist schlimmer, als die Kindern ihren Phantasien zu überlassen, denn wenn sie keine Erklärung bekommen, blühen die Phantasien und Ängste und Unsicherheit wächst.

Tipp 2: Die richtigen Worte finden

Die Wahrheit muss aber unbedingt dem Alter, also der kognitiven und somit emotionalen Bewältigungsmöglichkeit der Kinder angepasst werden. Mit Pubertierenden kann über Krieg rational und offen gesprochen werden, mit einem fünfjährigen Kind nicht.

Tipp 3: Kindern Sicherheit und Orientierung vermitteln

Auch wenn man als erwachsene Person selbst in Sorge ist und sich hilflos fühlt, sollte man versuchen, Kindern in dieser Situation ein Gefühl von Geborgenheit zu vermitteln. Kleineren Kindern (Vorschulalter und frühes Grundschulalter) könnte man zum Beispiel sagen, dass in der Welt gerade ein großer Streit stattfindet. Aber dass dort, wo es Streit gibt, auch Lösungen gesucht und gefunden werden, und dass die Kinder diese nicht selbst finden müssen.

Tipp 4: Hoffnung machen

Bei älteren Schulkindern, die bereits wissen was Waffen sind und auch den Begriff Krieg kennen, könnte man als Eltern erklären, dass Erwachsene im Streit oft schlimmer sind als Kinder und dass es im Moment einen Bestimmer eines Landes gibt, der einfach nicht aufhören will und unbedingt gewinnen will in dem Konflikt. Dass aber fast alle Länder der ganzen Welt versuchen, dass er damit aufhört.

Tipp 5: Nicht pauschalisieren!

Vielleicht sollte man vermeiden, bei den kleineren Kindern das Land oder Namen zu nennen, von dem die Aggression ausgeht, um zukünftige Zuschreibungen zu vermeiden.

Es ist nicht einfach, über bedrückende Themen, die zudem Gewalt thematisieren, zu sprechen, doch sie zu meiden, kann dazu führen, dass sich Kinder allein gelassen fühlen und ihre Angst noch größer wird. Das große Gefühl von Solidarität, wie wir sie gerade erleben, ist hilfreich, um nicht ausschließlich den Aggressionen und Nachrichten der aktuellen Ereignissen ausgesetzt zu sein.

Dr. med. Susanne Schlüter-Müller ist Ärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Frankfurt. Sie ist Mitglied im Deutschen Komitee für UNICEF.

Katharina Kesper
Autor: Katharina Kesper