Fokusland: Madagaskar

Wasser ist Leben. Das weiß auch die 29-jährige Variana. Sie ist Mutter von vier Kindern und Landwirtin. "Vorher brauchte ich eine Stunde, um zur nächsten Wasserstelle und zurückzulaufen. Ich bin sehr froh, dass dieser Wasserhahn jetzt direkt vor meinem Haus ist. Jetzt können wir das Duschen wirklich genießen wie nie zuvor."

Eine Mutter mit ihrer Tochter nachdem sie Wasser geholt haben

Variana ist mit ihrer Tochter Deltine, 8, nachdem sie Wasser aus einem der neu installierten Wasserhähne geholt hat. Der Ort Ankaranabo wurde mit einer neuen Wasserinfrastruktur, einer öffentlichen Beleuchtung und einer neuen allgemeinbildenden Schule ausgestattet.

© UNICEF/UNI622512/Andrianantenaina

Die Stadt Ankaranabo wurde mit einer neuen Wasserinfrastruktur, Straßenbeleuchtung und einer Schule ausgestattet. Die neue Trinkwasserversorgung belebt die Gemeinden im Süden Madagaskars wieder. Sogenannten "Ecovillages" (zu dt.: Ökodörfer) zielen darauf ab, die Gemeinschaft mit Solarenergie zu versorgen, um die, von den meisten Haushalten verwendeten, Kerosinlampen zu ersetzen. Außerdem gibt es in diesen Dörfern eine neue Wasserversorgung, wie die, von der Variana bereits profitiert, eine Honigproduktion, die sowohl der Ernährung als auch als Einkommensquelle dient, der Anpflanzung von Bäumen, eine vollständige Abdeckung der sanitären Einrichtungen mit ökologischen Toiletten, einen Schulgarten und vieles mehr.

Mangelernährung – eine drängende Gefahr

Viele Menschen in Madagaskar hungern. Langanhaltende Dürren lassen Flüsse und Seen austrocknen, Ernten verdorren und Tiere sterben. Durch ausfallende Ernten sind Nahrungsmittel knapp geworden, viele Familien hungern und Kinder sind mangelernährt. Eltern wissen vielerorts nicht, wie sie ihre Kinder noch ernähren sollen, manchmal essen sie Heuschrecken oder Kakteen, um irgendwie zu überleben. In einigen Regionen Madagaskars wurde 2021 für einige Zeit die Stufe fünf der Ernährungsunsicherheit erreicht: eine Hungersnot.

Insbesondere Kinder sind von Mangelernährung betroffen und gefährdet. Ihre ohnehin schon geschwächten Körper sind Krankheiten wie Lungenentzündungen, Masern oder Durchfallerkrankungen noch stärker ausgesetzt – wenn diese nicht rasch behandelt werden, schweben die Kinder in Lebensgefahr.

Gleichzeitig werden die wenigen Nahrungsmittel, die es auf den Märkten noch zu kaufen gibt, immer teurer. Auch die Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie trugen dazu bei, dass Eltern kein Geld verdienen und keine Nahrungsmittel kaufen konnten.

Aktuell sind ca. 950.000 Kinder in Madagaskar auf humanitäre Hilfe angewiesen.

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Madagaskar: Schenken wir Kindern eine Zukunftsperspektive

Klimakrise verstärkt Probleme

Wo auf der einen Seite Dürre und Regenmangel herrscht, kommt es auf der anderen zu immer mehr Zyklonen und Stürmen. Durch die globale Klimakrise hat sich die Zahl der Wetterextreme und jährlichen Naturkatastrophen in den letzten Jahrzehnten verdoppelt. Auch Madagaskar ist davon betroffen, Extremwetterereignisse kommen hier immer häufiger vor. Dabei hat das Land eine extrem geringe Umweltverschmutzung. Im Durchschnitt treffen 1,5 Zyklone im Jahr auf Madagaskar - mehr als in jedem anderen Land Afrikas. Im März 2024 fegte der Zyklon Gamane mit mehr als 200 km/h über Madagaskar hinweg. 2023 wurde Madagaskar, neben Malawi und Mosambik, vom Zyklon Freddy getroffen, dem ausdauerndsten Tropensturm, der jemals gemessen wurde.

Solche zunehmenden Naturkatastrophen zwingen immer mehr Kinder und ihre Familien zur Flucht. Wenn sauberes Wasser und gute Ernten knapper werden, bleibt Menschen keine andere Wahl, als ihre Heimat zu verlassen. Etwa 250 Millionen Menschen werden Schätzungen zufolge aufgrund des Klimawandels in den nächsten 30 Jahren ihr Zuhause verlassen müssen. In Zukunft werden die Folgen des Klimawandels weiter zunehmen – der Globale Klimaindex zählt Madagaskar zu den vier Ländern, die weltweit am meisten darunter leiden werden.

In der Bildergalerie erhalten Sie Eindrücke aus Madagaskar:

Eine Frau mit ihrem Baby auf dem Rücken wäscht sich die Hände

Bild 1 von 7 | Die südöstliche Region Madagaskars wurde Anfang 2022 von zwei aufeinanderfolgenden Zyklonen und anderen tropischen Stürmen heimgesucht. Die Auswirkungen der Wirbelstürme, sowie wiederkehrende Dürren führen vermehrt zu Missernten. Das, die COVID-19 Pandemie und die Folgen des Krieges in der Ukraine, verschärfen die unsichere Ernährungslage in Madagaskar weiter. Hunderttausende Kinder wurden im Jahr 2023 wegen mäßiger oder schwerer akuter Unterernährung behandelt. UNICEF unterstützt vor Ort durch die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und die Ausbildung von Gesundheitspersonal.

© UNICEF/UNI400590/Ramasomanana
Eine schwangere Frau sitzt einer Gesundheitsmitarbeiterin gegenüber

Bild 2 von 7 | Untersuchungen während der Schwangerschaft sind wichtig für die Gesundheit der Mutter und des ungeborenen Kindes. Hier wird in einer mobilen Klinik eine Routineuntersuchung durchgeführt. Nach dem Zyklon Freddy, der 190.000 Menschen in Madagaskar betraf, kümmern sich mobile Ernährungs- und Gesundheitsteams, um die Menschen in abgelegenen Gebieten, wie in diesem Dorf Befanamby. Die Auswirkungen des Klimawandels treffen Madagaskar, eines der Länder mit der geringsten Umweltverschmutzung auf der Erde, hart. Während im äußersten Süden eine Dürre wütet, wurden mehrere Regionen Madagaskars von Zyklonen und Überschwemmungen getroffen.

© UNICEF/UN0845990/Andriantsoarana
Sieben Kinder stehen in einer Höhle die zu einer Mine führt in der sie arbeiten müssen

Bild 3 von 7 | Kinderarbeit für den Glimmer - Glimmer ist ein Mineral, das häufig in Produkten wie Kosmetika, Farben und Elektronik enthalten ist. Der Abbau wird häufig mit den schlimmsten Formen der Kinderarbeit in Madagaskar in Verbindung gebracht. Die Kinder auf dem Foto sind zwischen 12 und 20 Jahren alt und arbeiten in der Glimmermine von Vohibola in der Region Anosy. Das Foto wurden 2022 15 Meter unter der Erde aufgenommen. Im Bergbaugebiet von Vohibola leben 30 Familien, und etwa 40 Kinder arbeiten dort sieben Tage die Woche; eine Schule oder ein Gesundheitszentrum gibt es nicht, Landwirtschaft ist in der felsigen Umgebung fast unmöglich. Beim Abbau von Glimmer müssen enge unterirdische Stollen betreten werden, die jederzeit einstürzen können. Außerdem kann eine langfristige Exposition gegenüber Glimmerstaub die Lungen reizen und die Gesundheit der Kinder nachhaltig schädigen.

© UNICEF/UN0673617/Andrianantenaina
Eine Gruppe junger Pfadfinder steht vor sitzenden Kindern

Bild 4 von 7 | März 2024, Dorf Esanta im Süden Madagaskars - Vavinirina Fostin (in blauem Rock) und einige andere Pfadfinderinnen und Pfadfinder, leiten die Sensibilisierungskampagne für gesunde Ernährungspraktiken. Mit Spielen versuchen sie Kindern beizubringen, wie sie Mangelernährung vorbeugen können, damit sie dieses Wissen an ihre Familien weitergeben können. Zwischen 2021 und 2022 kam es im Süden Madagaskars aufgrund jahrelanger Dürre und unzureichender Investitionen zu einer schweren Nahrungsmittel- und Unterernährungskrise. Die Familien litten unter Hunger und Unterernährung und übertrafen die Durchschnittswerte der vorangegangenen fünf Jahre.

© UNICEF/UNI553801/Ralaivita
Ein Junge steht mit einem Huhn auf dem Arm vor einer Hütte

Bild 5 von 7 | Njaka, 14 Jahre alt, mit einem Huhn vor einem Hühnestall. Njaka musste im vergangenen Jahr die Schule verlassen, weil seine Familie finanzielle Schwierigkeiten hatte. Glücklicherweise bot ihm ein von UNICEF unterstütztes Zentrum eine zweite Chance als Lehrling in der Landwirtschaft an. Njaka ist sehr dankbar für diese Unterstützung: "Meine Familie hat Land, und mit diesem Programm sollte ich in der Lage sein, zum Einkommen meiner Familie beizutragen." In den drei Regionen Sava, Analanjirofo und Atsinanana schulte UNICEF Mitglieder des Kinderschutznetzwerks und freiwillige Helfende in Kinderrechten und Kinderschutz und unterstützte sie bei der Entwicklung und Umsetzung von Aktionsplänen zur Verbesserung ihrer Zusammenarbeit.

© UNICEF/UN0836543/Andrianantenaina
Eine junge Mutter gibt ihrem Kind therapeutische Zusatznahrung

Bild 6 von 7 | Die zweijährige Falia isst glücklich therapeutische Nahrung, die ihr helfen soll, gesund zu werden. Die mobile Klinik für Gesundheit und Ernährung legt wöchentlich mehrere Kilometer zurück, um unterernährten Kindern und Gemeinden in abgelegenen Gebieten zu helfen.

© UNICEF/UNI539102/Ralaivita
Jugendliche sitzen in der Schule in Madagaskar und schreiben mit

Bild 7 von 7 | Nachdem die Schule wegen des Zyklons Freddy drei Wochen lang unterbrochen werden musste, sind die Jugendlichen nun froh, wieder zur Schule gehen zu können. Zwei von UNICEF zur Verfügung gestellte Zelte wurden auf dem Schulgelände aufgestellt und dienen als provisorische Klassenzimmer, sodass der Unterricht wieder aufgenommen werden kann. Etwa 100 000 Schüler mussten den Unterricht für längere Zeit unterbrechen, weil ihre Schule durch starke Winde beschädigt oder durch das steigende Wasser überflutet wurde.

© UNICEF/UN0831634/Andriantsoarana

Möglichkeiten zur Schule zu gehen verschwindend gering

Zyklon Freddy zerstörte nicht nur Ernten und Häuser, sondern auch Schulen. Viele Kinder konnten wochenlang nicht zur Schule gehen. Solche Einbrüche in der schulischen Laufbahn, vor allem wenn sie immer wieder vorkommen, können verheerend für die Zukunft der Kinder sein. Die Bildungssituation in Madagaskar ist katastrophal: Rund 1,5 Millionen Kinder gehen nicht zur Schule. Fast die Hälfte der Schülerinnen und Schüler bricht die Grundschule vorzeitig ab. Dies kann unterschiedliche Gründe haben: Mangel an Lehrerinnen und Lehrern, keine Schulen in der Nähe oder Armut - manche Eltern können es sich schlichtweg nicht mehr leisten, ihre Kinder zur Schule zu schicken oder diese müssen arbeiten gehen, um die Familie finanziell zu unterstützen.

Viele Kinder müssen kilometerweit durch die Hitze zur nächsten Schule laufen, oftmals mehrere Kilometer weit. Zusätzlich sind sie oftmals schlecht ausgestattet: Oft gibt es weder Trinkwasseranschlüsse noch Toiletten. Jeder zweite Lehrer in Madagaskar hat selbst kaum eine Ausbildung, somit steckt das Bildungssystem in einem Teufelskreis.

So helfen wir gemeinsam mit UNICEF den Kindern in Madagaskar

  • Ernährung: Mangelernährte Mädchen und Jungen werden mit Spezialnahrung wie Erdnusspaste versorgt. 2021 konnte UNICEF gemeinsam mit unserer Unterstützung weit über 150.000 lebensbedrohlich mangelernährte Kinder behandeln.
  • Impfungen und medizinische Versorgung: Oft sterben Kinder nicht an der Mangelernährung selbst, sondern an Krankheiten, denen ihr geschwächter Körper nichts entgegensetzen kann. Um sie zu schützen, impfen Mitarbeitende von UNICEF Kinder und behandeln sie gegen Krankheiten wie Durchfall und Malaria.
  • Wasser und Hygiene: Sauberes Trinkwasser ist elementar, damit Kinder überleben. Helfende von UNICEF bauen und reparieren Brunnen und bringen Wasser mit Tanklastern zu den Menschen. So konnten 2021 400.000 Menschen mit sauberem Wasser und besseren Hygiene- und Sanitäreinrichtungen unterstützt werden.
  • Bildung: Programme, wie die Initiative „Let us learn“, sorgen dafür, dass Kinder auf eine weiterführende Schule gehen können. Insbesondere Mädchen sollen hier gefördert werden, da sie häufiger davon bedroht sind, beispielsweise in Zwangsehen gedrängt zu werden und ohne die Möglichkeit zur Schule zu gehen, finanziell abhängiger sind.
InfoLänderinfo Madagaskar


Hauptstadt: Antananarivo

Bevölkerung: rund 29 Millionen Einwohner und Einwohnerinnen (letzte Schätzung 2022)

Religion: überwiegend indigener Glaube, ansonsten vorrangig christlich geprägt

Amtssprachen: Malagasy und Französisch

Nachbarländer: Inselstaat, Hauptinsel heißt Madagaskar, einige kleinere Inseln gehören ebenfalls zum Land. Liegt vor Mosambik, benachbarte Inseln sind Mauritius und Réunion

Unabhängige Republik seit 1960

Herausforderungen in Madagaskar:

  • große Armut - Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Welt
  • Analphabetismus weit verbreitet
  • anhaltende Dürren vor allem im Süden des Landes
  • wiederkehrende tropische Wirbelstürme, die Ernten und Infrastruktur zerstören
  • Bildungssituation katastrophal