Afghanistan - Länderinformation

Afghanistan_Mutter_Kind_Untersuchung_UN0775855

Die Gesundheitsmitarbeiterinnen von UNICEF untersuchen Kinder in Afghanistan beispielsweise auf Mangelernährung oder Atemwegserkrankungen.

© UNICEF/UN0775855/Karimi

Hunger und Gewalt bedrohen Kinder

Die Situation der Mädchen und Jungen hat sich in den letzten Monaten dramatisch verschlechtert. Immer wieder aufflammende Gewalt, die schwerste Dürre seit rund 30 Jahren und der Kollaps der Wirtschaft bringen immer mehr Familien im Land in verzweifelte Not.

Im Laufe des Jahres 2023 werden schätzungsweise fast 900.000 Kinder unter fünf Jahren schwer akut mangelernährt sein (Stand: März 2023). Diese Mädchen und Jungen sind damit in direkter Lebensgefahr und brauchen sofort Hilfe, um zu überleben.

Afghanistan Nothilfe: Mehrere Millionen Kinder sind von Hunger und Mangelernährung bedroht.

Millionen afghanische Kinder wie dieses Kleinkind sind von Mangelernährung bedroht.

© UNICEF/UN0596864/Fazel

Humanitäre Krise in Afghanistan: Ein Albtraum für Kinder

Mehr als 28 Millionen Menschen in Afghanistan sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, darunter über 15 Millionen Kinder (Stand: März 2023). Das sind ungefähr so viele Kinder wie in ganz Deutschland. Nach der Machtübernahme der Taliban spitzt sich die Situation immer weiter zu. Die Wirtschaft liegt am Boden und die Dürre hat einen Großteil der Ernten zerstört. Im ganzen Land haben Menschen nicht genug zu essen.

Heuschreckenplage verstärkt Hunger in Afghanistan

Die Dürre in Afghanistan ist der Hauptgrund für die schlecht ausfallenden Ernten im Land. Aber es gibt noch einen weiteren Faktor, der den Hunger und die Ernährungsunsicherheit in Afghanistan verschärft: Seit Mai werden im Norden und Nordosten Heuschreckenschwärme gesichtet.

Nahrungsmittelexpert*innen fürchten, dass die Heuschrecken bis zu einem Viertel der Jahresernten vernichten könnten. Vor allem die Weizenproduktion ist bedroht. Umso wichtiger ist es, dass Kinder und Familien weiterhin unterstützt werden und humanitäre Hilfe fortgesetzt wird.

Afghanistan ist seit vielen Jahren einer der schlimmsten Orte der Welt, um ein Kind zu sein. In den letzten Wochen ist es noch schlimmer geworden.

Ben Messaoud, Leiter der UNICEF-Nothilfe in Afghanistan

Rechte von Mädchen und Frauen werden immer weiter untergraben

Insbesondere die Entscheidung, Mädchen weiter offiziell keinen Besuch einer weiterführenden Schule zu erlauben, bedeutet einen schweren Rückschlag – für die Mädchen und für die Zukunft des Landes.

Und auch die immer wieder aufflammende Gewalt bedroht die Kinder. Hunderte Mädchen und Jungen wurden allein im vergangenen Jahr durch Kämpfe getötet. Zahlreiche Kinder sind traumatisiert, weil sie Zeuge schrecklicher Gräueltaten wurden. Auch die Gefahr durch Minen und Blindgänger ist hoch.

  • 900.000
    Kinder unter 5

    werden in 2023 schwer akut mangelernährt sein und brauchen dringend Spezialnahrung.

  • Über 4 Mio.
    Kinder

    gehen nicht zur Schule, davon sind die Mehrheit Mädchen.

  • Über 15 Mio.
    Kinder

    brauchen humanitäre Hilfe, um zu überleben.

Im Juni 2022 zerstörte noch dazu ein verheerendes Erdbeben zahlreiche Gebäude in den Provinzen Paktika und Khost. Viele Familien verloren ihr Zuhause und mussten im Freien schlafen. UNICEF half unter anderem mit Trinkwasser und Hygieneartikeln wie Seife und Wasserreinigungstabletten.

UNICEF bleibt in Afghanistan

UNICEF ist trotz einer unsicheren Sicherheitslage weiter in Afghanistan im Einsatz. Die Entscheidung der Taliban, afghanischen Frauen die Zusammenarbeit mit NGOS und auch mit den Vereinten Nationen zu verbieten, verurteilen UNICEF und auch die Stiftung United Internet for UNICEF aufs Schärfste. Afghanische Frauen sind der Lebensnerv der humanitären Hilfe. Sie sind hochqualifiziert und in einer einzigartigen Position, um die schwächsten Afghan*innen zu erreichen. Zudem haben sie Zugang zu Bevölkerungsgruppen, die ihre männlichen Kollegen nicht erreichen können.

Diese Nothilfemaßnahmen leistet UNICEF vor Ort:

  • Familien bekommen regelmäßig Wasser, vor allem in Gebieten, die besonders von Dürre betroffen sind. Auch geflüchtete Menschen in den Notlagern erhalten Trinkwasser.
  • Babys und Kleinkinder erhalten weiterhin lebenswichtige Impfungen . Mobile Gesundheitsstationen erreichen viele Menschen, um sie medizinisch zu versorgen.
  • Mangelernährte Kinder bekommen Spezialnahrung, um wieder zu Kräften zu kommen.
  • Geflüchtete Mädchen und Jungen können zum Spielen sichere und kinderfreundliche Zonen aufsuchen, die in einigen Notlagern zu ihrem Schutz eingerichtet sind.
InfoLänderinfo Afghanistan

Afghanistan ist ein Binnenstaat in Asien, der an Pakistan, China, Tadschikistan, Usbekistan, Turkmenistan und den Iran grenzt.

Es leben etwa 38,9 Millionen Menschen im Land. Die meisten von ihnen sprechen Dari oder Paschtu. Die Hauptstadt ist Kabul.

Etwa 40 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten in der Landwirtschaft, knapp 40 Prozent im Dienstleistungssektor. Armut ist verbreitet. 2021 lag Afghanistan auf Platz 6 der ärmsten Länder der Welt.