Gewalt gegen Kinder

Weibliche Genitalverstümmelung stoppen

Mädchenbeschneidung: Mädchen werden darin geschult, über Genitalverstümmelung aufzuklären.

Äthiopien 2017: Die Mädchen werden von UNICEF und seinen Partnern geschult, um ihre Gemeinden in der Region Afar über weibliche Genitalverstümmelung aufzuklären.

© UNICEF/UN0140865/Mersha

Über 230 Millionen Mädchen und Frauen sind von der weiblichen Genitalverstümmelung in weltweit 31 Ländern betroffen. Die meisten Mädchen sind bei der Beschneidung unter 15 Jahre alt. Die Vereinten Nationen haben sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2030 soll die weibliche Genitalverstümmelung in allen Ländern der Vergangenheit angehören. Die ersten globalen Schätzungen seit 2016 zeigen einen Anstieg der Gesamtzahl der Überlebenden um 15 Prozent (30 Millionen Mädchen und Frauen) im Vergleich zu den vor acht Jahren veröffentlichten Daten.

"Weibliche Genitalverstümmelung schadet dem Körper von Mädchen, trübt ihre Zukunftsaussichten und gefährdet ihr Leben", sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell in New York. "Wir sehen auch einen besorgniserregenden Trend, dass mehr Mädchen in jüngerem Alter dieser Praxis ausgesetzt sind, viele sogar schon vor ihrem fünften Geburtstag. Dadurch wird das Zeitfenster zum Eingreifen kürzer. Wir müssen die Anstrengungen zur Beendigung dieser schädlichen Praxis verstärken."

Höchste Fallzahlen von weiblicher Genitalverstümmelung in Afrika

Der neue UNICEF-Bericht "Female Genital Mutilation: A Global Concern" ist eine Zusammenstellung der aktuell verfügbaren Statistiken zu weiblicher Genitalverstümmelung – einer Praxis, die die Menschenrechte von Mädchen und Frauen verletzt und dauerhafte physische, psychische und soziale Auswirkungen haben kann. Die meisten betroffenen Mädchen und Frauen (144 Millionen) leben in afrikanischen Ländern, gefolgt von 80 Millionen in Asien und sechs Millionen im Nahen Osten. Auch in kleinen praktizierenden Gemeinschaften und Einwanderungsländern in anderen Teilen der Welt treten Fälle auf.

Die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung breitet sich global nicht weiter aus. Die Analyse zeigt jedoch, dass die Zahl der Mädchen, die in FGM praktizierenden Ländern geboren werden, im Vergleich zum Rest der Welt schnell zunimmt. Dadurch ist eine größere Bevölkerungsgruppe gefährdet und muss durch Präventionsbemühungen erreicht werden.

Die Analyse zeigt auch, dass vier von zehn FGM-Überlebenden in instabilen und von Konflikten betroffenen Gebieten leben, in denen das Bevölkerungswachstum ebenfalls schnell verläuft. Diese Kombination kann Bildungs- und Gesundheitsdienste belasten, Prioritäten bei der Finanzierung verschieben und dazu führen, dass Programme zur Förderung der Geschlechtergleichheit unterbrochen werden.

Wichtige Fakten zur weiblichen Genitalverstümmelung

  • Die weibliche Genitalverstümmelung (englisch: Female Genital Mutilation) umfasst alle Praktiken, bei welchen die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane aus nicht medizinischen Gründen teilweise oder vollständig entfernt beziehungsweise verletzt werden.
  • Obwohl es sich um eine Menschenrechtsverletzung handelt, sind weltweit mindestens 200 Millionen Mädchen und Frauen von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen. Diese Zahl bezieht sich auf 31 Länder, in denen repräsentative Zahlen vorliegen.
  • Mehr als vier Millionen Mädchen weltweit sind jährlich von weiblicher Genitalverstümmelung bedroht. Die meisten Mädchen sind bei dem Eingriff nicht älter als 15 Jahre.
  • Mit Ziel 5.3 der Agenda für nachhaltige Entwicklung hat sich die internationale Gemeinschaft verpflichtet, schädliche Praktiken wie die weibliche Genitalverstümmelung sowie Früh-, Kinder- und Zwangsheirat bis 2030 zu beenden.
  • Schätzungen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zufolge sind rund 67.000 Frauen und Mädchen in Deutschland von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen. Zwischen 2.785 und 14.752 Mädchen sind von weiblicher Genitalverstümmelung bedroht.

Positive Beispiele zeigen, dass Fortschritt möglich ist

Trotz der Herausforderungen zeigen positive Beispiele in einigen Ländern, dass Fortschritte möglich sind und teilweise an Fahrt gewinnen. Die Hälfte der in den letzten 30 Jahren erzielten Fortschritte wurde erst innerhalb des letzten Jahrzehnts erreicht.

Auch die Einstellungen der Menschen zur Praxis ändern sich. Dem Bericht zufolge sind rund 400 Millionen in praktizierenden Ländern in Afrika und im Nahen Osten – oder zwei Drittel der Bevölkerung – gegen FGM.

Die Stiftung United Internet for UNICEF unterstützt Programme von UNICEF, um Mädchenbeschneidung ein Ende zu setzen.