Bildung

Rekrutierung und Einsatz von Kindern noch immer kein Tabu


von Susanne Stocker

Südsudan, Demokratische Republik Kongo, Afghanistan - Kindersoldaten gibt es in vielen Ländern. Und das sowohl von Regierungsarmeen als auch von bewaffneten Gruppen. UNICEF gelingt es gemeinsam mit seinen Partnern immer wieder, Kindersoldaten zu befreien. Doch damit ist die Aufgabe noch lange nicht zu Ende. Der Welttag gegen den Einsatz von Kindersoldaten und Kindersoldatinnen am 12. Februar macht auf die schweren Kinderrechtsverletzungen aufmerksam.

UN0272629

Matthew wurde zwei Jahre als Kindersoldat gefangen gehalten. Die Arbeit in der Landwirtschaft unterstützt ihn seit seiner Rückkehr.

© UNICEF

Obwohl der Einsatz von Kindersoldaten in den meisten Ländern verboten ist, sind laut UNICEF weltweit nach wie vor Zehntausende Mädchen und Jungen in Konfliktregionen in den Reihen von Streitkräften und bewaffneten Gruppen.

Sie sind noch Kinder und dennoch wurden sie bereits gezwungen zu kämpfen oder zu töten. Sie sind Zeugen von Gewalt und begehen selbst Gewalttaten. Sie werden nicht nur zum Kämpfen benutzt, sondern zum Beispiel auch als Späher, zum Kochen oder werden sexuell missbraucht.

Dunkelziffer wahrscheinlich weit höher

Seit der Einführung des sogenannten "Monitoring and Reporting Mechanism", einer geregelten Untersuchung und Dokumentation von schweren Kinderrechtsverletzungen in Konflikten, haben die Vereinten Nationen zwischen 2005 und 2022 rund 105.000 Fälle von Kindern verifiziert, die von bewaffneten Gruppen zum Kämpfen oder für unterstützende Rollen missbraucht wurden. Die Dunkelziffer ist aber wahrscheinlich sehr viel höher, weil es im Krieg häufig nicht möglich ist, an gesicherte Informationen zu kommen.

Die meisten Kindersoldaten und Kindersoldatinnen wurden laut dem UN-Report 2022 nachweislich in der Demokratischen Republik Kongo, in Syrien, Somalia und Mali eingesetzt. Auch in Afghanistan, Burkina Faso, Irak, Jemen, Kolumbien, Mosambik, Myanmar, Nigeria, auf den Philippinen, in Sudan, Südsudan oder in der Zentralafrikanischen Republik wurden Minderjährige rekrutiert.

Aber es gibt auch Lichtblicke: So konnten laut dem aktuellen UN-Jahresbericht im Jahr 2022 durch Vermittlung der Vereinten Nationen 12.460 Minderjährige aus bewaffneten Gruppen befreit und in Schutzprogramme aufgenommen werden.

Der Weg zurück in ein normales Leben ist schwer

Einige Kinder waren jahrelang in Kämpfe verwickelt und leiden an physischen, sozialen und psychologischen Problemen. Viele haben mit posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) zu kämpfen und leiden an Symptomen wie Schlaflosigkeit, Albträumen, Wut und negativen Stimmungen.

Die Reintegration der Kinder in ihre Familien und Gemeinden kann ein langer und herausfordernder Prozess sein. In manchen Fällen werden sie in ihren Familien und Dörfern als Mörder angesehen und können nur langsam wieder in die Gesellschaft integriert werden.

Viele Kinder waren nie in der Schule und haben nicht einmal grundlegendes Wissen in Lesen, Schreiben und Rechnen. Das hohe Armutsniveau ist beispielsweise im Südsudan einer der Hauptgründe dafür, dass sich Kinder wieder den bewaffneten Gruppen anschließen.

UNICEF hilft mit mehrstufigen Programmen

Im Rahmen des von UNICEF unterstützten Reintegrationsprogramms im Südsudan werden Kinder nach ihrer Befreiung drei Jahre lang von einer Sozialarbeiterin oder einem Sozialarbeiter begleitet und bei der Verarbeitung der schwierigen Erlebnisse und beim Wiederaufbau ihres Lebens und einer Zukunft unterstützt.

Doch die Hilfsprogramme sind unterfinanziert. Im Südsudan, wo die Zahl der Kinder, die in bewaffneten Konflikten eingesetzt werden, sehr hoch ist, gibt es nur drei Psychiater, 23 Psychologen und eine psychiatrische Einrichtung mit begrenzter Aufnahmemöglichkeit. Die Stiftung United Internet for UNICEF unterstützt UNICEF dabei, Kindern in Konflikt- und Kriegsgebieten ihre Kindheit zurückzugeben und Kindersoldaten und Kindersoldatinnen zu befreien.

Susanne Stocker
Autor: Susanne Stocker

Online Editor
Stiftung United Internet for UNICEF