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Kinderarbeit weltweit: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Eigentlich sollte Kinderarbeit bis 2025 beendet werden. Dieses Ziel wurde bislang nicht erreicht, denn noch immer sind 138 Millionen Kinder von Kinderarbeit betroffen. Eine gute Nachricht: Vor vier Jahren waren es noch 160 Millionen Mädchen und Jungen. Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Minderjähirgen, die arbeiten müssen, um 100 Millionen zurückgegangen. Aber was ist eigentlich Kinderarbeit?

Kinderarbeit im Kongo.

Kinder bei Minenarbeit in der Demokratischen Republik Kongo. Daten von UNICEF zeigen, dass etwa 40.000 Kinder im Südosten des Landes in Minen arbeiten. Die meisten graben nach Kobalt, das für die Herstellung von Smartphones benötigt wird.

© UNICEF

Was ist Kinderarbeit?

Kinderarbeit sind laut Definition Arbeiten, die gefährlich oder ausbeuterisch sind, die körperliche oder seelische Entwicklung schädigen oder die Kinder vom Schulbesuch abhalten. Kinderarbeit beraubt Kinder ihrer Kindheit und verstößt gegen die weltweit gültigen Kinderrechte.

Es muss also unterschieden werden zwischen normalen Aufgaben zum Beispiel im Haushalt, zwischen legaler Beschäftigung von Jugendlichen oberhalb des Mindestalters und zwischen Ausbeutung von Kindern, etwa in Steinbrüchen, Minen, Bergwerken oder auf Plantagen.

Für legale Beschäftigung haben die meisten Staaten per Gesetz ein Mindestalter zwischen 14 und 16 Jahren festgelegt. In Deutschland ist das Mindestalter 15 Jahre mit einigen Ausnahmen für leichte Tätigkeiten.

Zu den "schlimmsten Formen der Kinderarbeit" zählen die Vereinten Nationen Sklaverei und sklavenähnliche Abhängigkeiten, Zwangsarbeit einschließlich des Einsatzes von Kindersoldatinnen und -soldaten, Kinderprostitution und -pornographie, kriminelle Tätigkeiten wie den Missbrauch von Kindern als Drogenkuriere sowie andere Formen der Arbeit, die die Sicherheit und Gesundheit der Kinder gefährden können.

Alle Mitgliedstaaten der ILO (Internationale Arbeitsorganisation) haben das Übereinkommen 182 ratifiziert. Zudem hat sich die Weltgemeinschaft mit der Agenda 2030 auf das Ziel geeinigt, jegliche Form der Kinderarbeit, angefangen mit der gerade beschriebenen schlimmsten Form, bis zum Jahr 2025 vollständig abzuschaffen. Dieses Ziel wird in diesem Jahr nicht mehr zu erreichen sein.

Wie alt sind die Kinder, die arbeiten?

Je älter die Kinder werden, desto mehr Jungen arbeiten als Mädchen. Laut den Schätzungen von UNICEF aus dem Jahr 2024 ist das Verhältnis in den Altergruppen 5 -11 Jahre noch ausgeglichen. Besonders in der Altergruppe 15-17 Jahre gibt es eine größere Diskrepanz, hier arbeiten nur 5,2 Prozent der Mädchen und 10,2 Prozent der Jungen.

Nicht zu unterschätzen ist jedoch der Anteil der Mädchen, die Arbeiten im Haushalt verrichten. Würden diese mitberücksichtigt werden, ist der Anteil der arbeitenden Mädchen etwas höher.

UNICEF setzt sich weltweit gegen Kinderarbeit ein. Lernen Sie hier Shafiul, Anayet, Maha, Job und Alphonsine kennen.

Ein Kind arbeitet in einer Silberpolierfabrik in Bangladesh

Bild 1 von 5 | Bereits seit drei Jahren arbeitet der 13-jährige Shafiul in einer Silberpolierfabrik - für umgerechnet 9,40 Euro pro Woche. Er lebt mit seinen Eltern und drei Geschwistern in Ashrafabad, Kamrangir Char, Dhaka. Aufgrund ihres geringen Einkommens hatten seine Eltern Mühe, die Familie zu versorgen. Shafiul beginnt zu arbeiten. Um seinen täglichen Mühen zu entfliehen, verbringt er zwei Stunden in einem UNICEF-Kinderschutzzentrum. Hier bekommt er Mahlzeiten und einen sicheren Ort, an dem er sich ausruhen, duschen, lernen und mit anderen spielen kann, die sich in einer ähnlichen Situation befinden.

© UNICEF/UNI487754/Himu
EIn Jugendlicher spricht mit einem kleinen Jungen über die Folgen von Kinderarbeit

Bild 2 von 5 | "Als Peer-Leader ermittle ich Fälle von Kinderarbeit, Kinderheirat, Vernachlässigung und Kindesmissbrauch in meiner Gemeinde und versuche sie zu beenden", erklärt Anayet.

Hier spricht der 15-jährige mit einem Jungen über die Auswirkungen von Kinderarbeit in den Rohingya-Flüchtlingscamps in Cox's Bazar, Bangladesh.

Anayet wurde zum Peer-Leader, nachdem er ein Zentrum besucht hatte, das von UNICEF mit Mitteln der Europäischen Union unterstützt wird und Grundkurse in Rechnen und Lesen, psychosoziale Unterstützung, Berufsausbildung und andere außerschulische Aktivitäten für Jugendliche anbietet.

© UNICEF/UNI517317/Sujan
Ein kleines Mädchen in Jordanien mit seinen Schulsachen

Bild 3 von 5 | Maha, 7, ist in der 2. Klasse und wird mit einem Bus von UNICEF zur Schule gefahren. "Ohne diesen Bus könnten meine Kinder nicht zur Schule gehen", sagt ihr Vater Ahmad, ein syrischer Flüchtling in Jordanien. "Ich sage meinen Kindern, dass sie lernen und ihre Ausbildung fortsetzen müssen. Das ist besser für sie. Ich möchte sie wirklich nicht zur Arbeit schicken." Kinder, die in abgelegenen Siedlung leben, sind besonders von Kinderarbeit bedroht, da ihre Eltern oft als Arbeitskräfte auf den Bauernhöfen arbeiten, in denen sie leben. Ohne zuverlässige Transportmöglichkeiten würden viele Kinder, die in abgelegenen Gebieten Jordaniens leben, die Schule einfach abbrechen.

© UNICEF/UNI458420/Al-Safadi
Ein Junge bei seiner Arbeit im Steinbruch

Bild 4 von 5 | Job ist 12 alt und bricht Steine im Luwongo-Steinbruch in Kipushi, im Süden der Demokratrischen Republik Kongo. "Nachmittags nach der Schule, samstags und sonntags arbeite ich hier, um genug zu verdienen, sodass ich mein Schulgeld bezahlen kann. Manchmal verdiene ich bis zu 6.000 kongolesische Franken (Umgerechnet ca. 2 Euro) mit denen ich mein Schulgeld bezahlen und meine Eltern unterstützen kann", erklärt er. Fast die Hälfte der arbeitenden Kinder leiden unter gefährlichen oder ausbeuterischen Arbeitsbedingungen.


© UNICEF/UNI411594/Maland
Kinderarbeit in der Demokratischen Republik Kongo

Bild 5 von 5 | Nach der Scheidung ihrer Eltern brach Alphonsine, 16 Jahre, die Schule ab, um sich um ihre Geschwister zu kümmern. Sie transportierte früher Ziegelsteine, die in einem Steinbruch hergestellt wurden. "Ich verdiente 2.500 kongolesische Francs (umgerechnet 0,82 Euro) nach einem Tag mit unglaublicher Müdigkeit. Diese Arbeit hätte mich fast das Leben gekostet, und ich musste mich wegen des Staubs, den ich im Steinbruch aufnahm, einer Operation unterziehen."

Alphonsine wurde von einem Mitglied der Schutzgemeinschaft ausfindig gemacht und an ein von UNICEF unterstütztes Förderzentrum verwiesen, wo sie eine Ausbildung als Bäckerin erhielt. "Diese Ausbildung hat mein Leben und das meiner Brüder, die bald wieder zur Schule gehen werden, völlig verändert."

© UNICEF/UN0697985/Mulala

Welche Arbeiten verrichten die Kinder?

Rund 54 Millionen Kinder arbeiten unter Bedingungen, die gefährlich oder ausbeuterisch sind – zum Beispiel im Steinbruch in Sierra Leone, auf Feldern in Madagaskar oder auf Farmen in Lateinamerika. Etwas mehr als die Hälfte der Kinderarbeiter und -arbeiterinnen sind unter zwölf Jahre alt. Die meisten Mädchen und Jungen, die arbeiten müssen, leben in Afrika, gefolgt von Asien.

Die meisten Kinder arbeiten in der Landwirtschaft, insgesamt 61 Prozent. Darauf folgt der Bereich Dienstleistungen (27 Prozent), zum Beispiel in privaten Haushalten oder auf dem Markt und schließlich die Industrie (13 Prozent), in bereichen wie dem Bergbau oder Warenproduktion. Weitgehend im Verborgenen arbeiten Millionen Kinder und Jugendliche als Dienstboten und -botinnen in privaten Haushalten – der Großteil von ihnen Mädchen. Viele von ihnen haben lange Arbeitszeiten. Sie sind stark von ihren Arbeitgebern abhängig und kaum geschützt vor Gewalt oder sexuellen Übergriffen.

Wieso müssen so viele Kinder weltweit arbeiten?

Für viele Menschen ist es unverständlich, wieso Eltern es zulassen können, dass ihre Kinder in so eine prekäre Situation kommen. Doch meist bleibt ihnen keine Wahl, denn Armut ist einer der größten Treiber für Kinderarbeit. Viele Familien sind von dem Einkommen, dass ihre Kinder generieren, abhängig. Häufig sind die Gehälter der Eltern ebenfalls nicht fair und sie können eine Familie nicht allein ernähren. In anderen Familien fehlt möglicherweise ein Elternteil und somit ein Einkommen, oder Vater oder Mutter sind krank und können nicht arbeiten gehen. Soziale Absicherung vom Staat gibt es in vielen Ländern nicht. Die Familien sind auf sich allein gestellt.

Zudem führen Kriege, Wirtschaftskrisen oder Umweltkatastrophen dazu, dass die Lebenslage von vielen Menschen bedroht ist. Kinder müssen dann mit ihrer Arbeit in der Familie helfen. Insbesondere in der Landwirtschaft ist dies häufig der Fall. Durch extreme Wetterereignisse sind Ernten bedroht - entweder wird dann jede helfende Hand auf dem Feld gebraucht oder, wenn Ernten ausfallen, müssen die Kinder Geld verdienen, damit es genügend zu Essen gibt für die Familie.

Welche Auswirkungen hat Kinderarbeit?

Die Auswirkungen von Kinderarbeit auf die Bildungschancen von Minderjährigen ist verheerend. Es ist ein Teufelskreis, aus dem es schwer ist auszubrechen: Denn diejenigen, die arbeiten gehen müssen, können nicht zur Schule gehen oder sind während des Unterrichts so erschöpft, dass sie sich nicht konzentrieren können. Doch wenn sie nicht arbeiten gehen, hätten sie in vielen Fällen auch kein Geld für Schulmaterialien. Je weniger Bildung sie jedoch erhalten, desto schlechter sind ihre Chancen später auf dem Arbeitsmarkt gut bezahlt zu werden oder in anderen Jobs zu kommen.

So ging es auch Zafia, aus dem Süden Madagaskars. Der 13-jährige Junge konnte zwei Jahre lang nicht zur Schule gehen, denn er musste seiner Mutter dabei helfen, Geld für die Familie zu verdienen. Sein Vater hatte die Familie verlassen und seine Mutter war allein mit ihren zwei Kindern. Zafia verkaufte Kohle und Gemüse auf dem Markt und war für das Wasserholen zuständig. Allein diese Aufgabe kostete ihn mehrere Stunden am Tag, denn die nächste Wasserquelle war Kilometer von seinem Zuhause entfernt. Inzwischen geht Zafia wieder zur Schule, auch dank des Ecovillage-Projekts.

Ein Junge sitzt mit einer Frau auf einer Holzbank

Zafias Mutter lacht ihren Sohn fröhlich an. Auch für sie war es nicht leicht, da sie ihre Kinder allein groß zieht. Umso glücklicher ist sie jetzt, dass ihr Sohn wieder zur Schule geht.

© UNICEF/UNI658439/Andrianantenaina

Denn so konnte eine Wasserstelle nah an seinem Haus gebaut werden. Er geht morgens, bevor er zur Schule geht, hinter seinem Haus Wasser holen und und kann dann den Rest des Tages Lernen gehen. Nachmittags hilft er seiner Mutter manchmal noch auf dem Markt aus.

Bei den schlimmsten Formen der Kinderarbeit, also Kinderprostitution, dem Einsatz von Kindersoldatinnen- und Soldaten oder dem Missbrauch von Kindern zum Beispiel als Drogenkuriere, sind die Auswirkungen auf die Kinder dramatisch. Sie sind traumatisiert, werden verletzt oder getötet. Diese Form der Ausbeutung von Kindern wird auch als moderne Sklaverei bezeichnet.

Zudem gibt es viele gesundheitsschädliche Arbeiten, beispielsweise im Minenbau, die oft einsturzgefährdet sind oder in der Industrie, wo sie giftige Chemikalien einatmen oder schwere und gefährliche Maschinen bedienen müssen.

In welchen Ländern spielt Kinderarbeit vor allem eine Rolle?

Kinderarbeit kommt weltweit vor, auch in Europa oder den USA. Doch in Sub-Sahara Afrika gibt es mit fast zwei Dritteln aller Kinder in Kinderarbeit die größte Last. Die größten Fortschritte gab es hingegen in Asien und im Pazifikraum. Der Anteil arbeitender Kinder ging von sechs Prozent (49 Millionen) auf drei Prozent (28 Millionen) zurück.

Die Stiftung United Internet for UNICEF unterstützt UNICEF seit 2006 im Kampf gegen Kinderarbeit.