UNICEF: Zahl der getöteten oder verletzten Kinder in der Ukraine verdreifacht

Nach einem Angriff auf ein Wohnhaus in der Ukraine haben Jugendliche für ihren 17-jährigen getöteten Freund Blumen und Plüschtiere zum Gedenken hingelegt.
© UNICEF/UNI784748/Filippov222 Kinder und Jugendliche in der Ukraine wurden laut neuen von den Vereinten Nationen verifizierten Daten im Zeitraum vom 1. März bis 31. Mai getötet oder verletzt. Das sind drei Mal so viele wie in den drei Monaten davor: Vom 1. Dezember 2024 bis 28. Februar 2025 sind laut UN- Menschenrechtsbeobachtungsmission in der Ukraine 73 Kinder getötet oder verletzt worden.
Besonders tödlich und zerstörerisch ist der anhaltende Einsatz von Explosivwaffen in Wohngebieten. Allein im April dieses Jahres wurden 97 Kinder getötet oder verstümmelt, die höchste von den Vereinten Nationen verifizierte Zahl von minderjährigen Opfern in einem einzelnen Monat seit Juni 2022.
„Für die Kinder in der Ukraine gibt es keine Atempause vom Krieg“, sagte die UNICEF-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien, Regina De Dominicis. „Die Situation der Kinder ist extrem kritisch, da die intensiven Angriffe weiterhin nicht nur Leben vernichten, sondern auch darüber hinaus jeden Aspekt von Kindheit zerstören.“
Die Zerstörung und Beschädigung von Krankenhäusern, Schulen, Wasser- und Stromnetzen und sicheren Spielorten hat Auswirkungen auf die Kinder – jetzt und auf lange Sicht. Gleichzeitig führen die heftigen Kämpfe in den Gebieten im Nordosten und Osten des Landes dazu, dass weiterhin eine große Zahl von Menschen aus ihren Häusern fliehen muss. Sie brauchen dringend humanitäre Hilfe, zum Beispiel Bargeld, Wasser und Lebensmittel sowie psychosoziale Hilfe für Kinder.
Neue Gefahren für Kinder durch moderne Kriegsführung
Es entstehen auch neue Bedrohungen für Kinder, da die moderne Kriegsführung Online-Risiken mit tödlichen Offline-Auswirkungen verbindet. Besonders besorgniserregend ist aus Sicht von UNICEF, dass Kinder und Jugendliche durch Online-Beeinflussung dazu gebracht werden, Aktivitäten in der Ukraine auszuüben, zum Beispiel Angriffe auf militärische Objekte, Sabotage oder Informationsbeschaffung. Das gefährdet ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen.
Wie die UN-Menschenrechtsbeobachtungsmission in der Ukraine berichtet, wurden bei solchen Handlungen mindestens zwei Jungen getötet und ein weiterer Junge verletzt. Darüber hinaus wurden Berichten zufolge 91 Jungen und zwölf Mädchen inhaftiert, wobei 42 Kinder wegen ihrer Beteiligung an dem Konflikt verurteilt wurden, was nach Angaben der ukrainischen Strafverfolgungsbehörden zur Inhaftierung von mindestens sieben Kindern führte.
Der Einsatz von Kindern durch Konfliktparteien muss aufhören. Die Behörden werden dringend aufgefordert, Kinder als Opfer zu behandeln und rasch Maßnahmen zu ergreifen, um sie zu unterstützen und zu schützen, unter anderem durch die Gewährleistung des Zugangs zu kinderfreundlichen Justizdiensten.
UNICEF arbeitet mit der ukrainischen Regierung zusammen, um das kinderfreundliche Justizsystem zu stärken, das Kinder stärkt und schützt. Das heißt, den Zugang zu umfassenden rechtlichen Unterstützungsdiensten sicherzustellen, Alternativen zur Inhaftierung zu fördern und den Schwerpunkt auf wiederherstellende Gerechtigkeit und Rehabilitation zu legen, die auf die individuellen Bedürfnisse und das beste Interesse jedes Kindes zugeschnitten sind.
UNICEF fordert zudem erneut die Einhaltung des humanitären Völkerrechts und der Menschenrechte sowie die Beendigung und Verhinderung schwerwiegender Verstöße gegen die Rechte der Kinder.
Kinder brauchen einen nachhaltigen und dauerhaften Frieden. Ihre Rechte und ihr Wohlergehen müssen geschützt und vorrangig behandelt werden.
UNICEF ruft weiterhin zu Spenden für die Kinder in der Ukraine auf. Weitere Informationen und Spendenmöglichkeit: www.unicef.de/ukraine.
Service für Redaktionen:
Die Daten stammen vom Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte (OHCHR), Menschenrechtsbeobachtungsmission in der Ukraine, „Report on the Human Rights Situation in Ukraine, 1 December 2024 - 31 May 2025“.
Multimedia-Materialien sind hier verfügbar.
Gerne vermitteln wir Interviews mit unseren UNICEF-Kolleg*innen in der Ukraine. Sprechen Sie uns einfach an.

Ninja CharbonneauAbteilungsleiterin Presse/Sprecherin